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Ukraine III: Odessa und Krim

Von Kiew aus gings nach Odessa weiter. Auf der Suche nach der Autobahn in Kiew mußten wir unseren ersten Wegzoll zahlen. Ein Polizeibeamter wollte uns weis machen, daß wir verkehrt in eine Straße abgebogen seien. Ob es stimmt konnten wir nicht nachprüfen. Nach einer längeren Diskussion und auf meine entnervte Frage wieviel es denn nun kostet wollte er keine Antwort geben. Da haben wir ihm ein paar Scheine in die Hand gedrückt und gut wars. Auf der Autobahn dann der nächste Wegelagerer (Polizeibeamte), der uns erklären wollte, daß die Autobahn nur eine Landstraße sei und wir mit 40 km/h zu schnell gewesen wären. Dummerweise stand nirgendswo ein Schild, welches die Autobahn zwischen Kiew und Odessa (welche wirklich eine ist) als solche ausweist. Also wieder etwas Geld bezahlt.

In Odessa fanden wir nach kürzerer Suche ein schnuckliges bezahlbares Hotel. Odessa ist super schön und nochmal eine Reise wert. Das Zentrum ist zwar sehr touristisch (sehen und gesehen werden steht auf der Tagesordnung) aber die etwas abseits gelegenen Bezirkesind durchaus sehenswert. Zwei Tage waren wir da und haben sie für ausgiebige Stadtrundgänge und zum erstmaligen Baden im Schwarzen Meer genutzt. Die Strände sind leider fast alle hoffnungslos überbaut, eng, schmutzig und zu bezahlen. Da waren wir ziemlich enttäuscht. Nach unserer Rückkehr von der Krim entdeckten wir einen Strand im Norden der Stadt, der sehr schön ist (breit, nicht so überlaufen, relativ sauber).

Konrad hat viel mit der Videokamera gefilmt. Etwas zu viel wie sich am zweiten Abend herausstellte. Im Norden der Stadt hat er eine Bahnanlage abgelichtet und wurde prompt von einem Bahnangestellten “ertappt”. Die Bahnanlage stellte sich als “militärisches Objekt” heraus, was gleich eine ganze Armada an Sicherheitskräften auf den Plan rief und einen Abend Verhör nach sich zog. Ich mußte Konrad seinen Paß bringen und wurde dann auch noch prompt zwei Stunden lang zur Rede gestellt. Die Herren nannten keine Namen und zeigten keine Ausweise, so bleibt mir nur anhand wie sie die Fragen gestellt haben und wie sie aufgetreten sind zu schlußfolgern, daß es sich um eine Art ukrainischen Geheimdienstes oder militärischen Abschirmdienstes gehandelt haben muß. Bahnbeamte oder Polizei war es jedenfalls nicht. Irgendwann wurden wir dann ohne Kommentar laufen gelassen. Konrad hatte einen ganz schönen Schrecken bekommen. Ich fands lustig. Also es war wirklich ein entspanntes Gespräch mit den Herren (auf englisch) und als ich ankam war der große Bahnhof mit 20 Leuten usw. wie mir Konrad später erzählte schon vorbei. Ich hatte nicht das Gefühl, daß sie uns für längere Zeit festhalten wollten, eher haben die sich mal wieder gefreut ihr “Kalter-Krieg”-Spielchen spielen zu können.

Was im Vergleich zu allen anderen Städten unserer Reise eine Katastrophe in Odessa ist: Auto fahren. Fast alle Straßen sind Einbahnstraßen, sodaß man nie den Weg fahren kann, den man sich auf der Karte zurechtplant. Und es gab zu dem Zeitpunkt so viele Baustellen in der Stadt, daß man sich nach dem dritten Mal Abbiegen schon hoffnungslos verfahren hatte. Die schachbrettartige Anordnung der Straßen war der Orientierung zusätzlich hinderlich. Das hat mich einiges an Nerven und Zeit gekostet gerade beim Finden eines bewachten Parkplatzes vor unserer Reise mit dem Zug auf die Krim.

Ja die Zugfahrt war super cool. Wir sind am Dienstag abend mit den Nachtzug aufgebrochen und Nachtzugfahren ist im Vergleich zu Deutschland richtig luxuriös; nicht zu vergleichen mit dem popeligen DB-Nachtzug zwischen Leipzig und Stuttgart. Hinzu sind wir Kupée, soll heißen Abteil gefahren. Sehr geräumig, vor dem Zubettgehen kann man gemütich sitzen, essen, schwatzen. Wir sind auch prompt mit unseren Mitfahreren ins Gespräch gekommen, ich zusammen mit einer ukrainischen Familie auf Russisch (naja so viel wie ich halt noch kann). Konrad und André waren zusammen mit zwei jungen Männern im Abteil. Sehr cool, ist mir in Deutschland noch nie passiert. Zur Abendbrotzeit hat der Zug mitten in der Pampa für eine halbe Stunde gehalten und es standen am Bahnsteig dutzende Leute, die Essen und Getränke verkauften; nicht nur Sandwiches sondern auch Schaschlik und Pelmeni (gefüllte Teigtaschen). Aber auch beim Schlafwagenschaffner kann man Tee, Kaffee, Bier für 50 ct erstehen. Finde das mal in Deutschland. Rückzu sind wir “Platzkartya” gefahren weil Kupée schon ausgebucht war. Das ist ein Großraumabteil, abgeteilt durch Trennwände ohne Vorhänge und Türen. War auch sehr interessant.

Der Zug endete in Simferopol. Zu unserem Zielort Jalta hatten wir die Wahl Bus oder Taxi. Da uns Taxi mit “60…” sehr günstig erschien nahmen wir das schlaftrunken wie wir waren. Dummerweise stellte sich nach unserer Ankunft heraus, daß mit “60…” nicht etwas 60 Griwna gemeint waren sondern $US 60. Nach einiger Diskussion mit dem Fahrer gaben wir ihm umgerechnet 30 €, was eigentlich noch zu viel war, und er setzte sich schimpfend wieder in Richtung Simferopol in Bewegung. Wir sprangen derweil nach erfolgreicher Hotelsuche erstmal ins Schwarze Meer. Danach war dann eine Schiffstour zum Schwalbennest, einem kleinen “Schloß” auf einem Felsvorsprung direkt im Meer, angesagt. Danach zum Schloß, wo sich 1944 Stalin, Roosevelt und Churchill zur Konferenz von Jalta trafen. Das war recht unspektakulär im Vergleich zum Ai Petri, auf den wir dann stiegen. Von diesem gut 1000 m hohen Berg hat meinen einen beeindruckenden Blick über die Küste und das Meer. Beeindruckend war auch das Theater, was die Leute veranstalteten, um die Touristen zu einem ihrer überteuerten Essen zu locken. Nach einer halsbrecherischen Fahrt mit einer Marschrutka (Minibus) den Berg runter zurück nach Jalta verbrachten wir den Abend noch in Ruhe mit der Wegplanung zurück nach Ungarn durch Moldawien/Rumänien.

Am nächsten Tag ging es bei Zeiten mit dem Bus nach Sewastopol zum Sitz der russischen Schwarzmeerflotte. Nach einer ausführlichen Hafenrundfahrt gingen Konrad, André und ich dann getrennte Wege (der Gruppenreisekoller machte sich mal wieder bemerkbar). Sewastopol ist ein hübsches Städtchen, hat aber touristisch nicht wahnsinnig viel zu bieten, weswegen ich den Großteil der Zeit Lonly-Planet-Lesenderweise im McDonalds verbrachte. Am Nachmittag fuhren wir dann mit dem Bus zurück nach Simferopol, um unseren Zug nach Odessa zu bekommen.


Odessa Impressionen

Odessa Impressionen

Strand von Odessa

Strand von Odessa

Hafen

Hafen

im Abteil mit Konrad, André und zwei anderen Passagieren

im Abteil mit Konrad, André und zwei anderen Passagieren

Zwischenstop fürs Abendbrot in Ukrainischen Steppe

Zwischenstop fürs Abendbrot in Ukrainischen Steppe

Zwischenstop fürs Abendbrot in Ukrainischen Steppe