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Masuren per Rad und mit Kind Mai/Juni 2015

Nachdem wir mehrmals den Gedanken, Masuren per Rad zu erkunden, vor uns hergeschoben haben, war 2015 nun das Jahr um das Unternehmen in Angriff zu nehmen. Die Route war nur ansatzweise geplant. Vorbereitungszeit gab es kaum. Der grobe Plan war über Danzig nach Olsztyn mit dem Zug zu fahren und von da aus nach Osten mit dem Rad weiter über Nikolaiken, Ryn, Gołdap (Empfehlung von Freunden) nach Ełk, um von dort direkt mit dem Zug nach Danzig zurück zu kommen. Zur Planung und Orientierung hatten wir den CYKLOS-Radreisefüher „Masuren per Rad“ mit Stand von 2009, einen Dumont Reiseführer und zwei Karten Mazury von CartoMedia (1:75.000) und Suwalszczyzna von DEMART (1:75.000) dabei. Kein Smartphone, kein GPS, ganz klassisch.

So. 24.05. Anreise

Los gehts am 24.5. per Zug von Weimar über Berlin nach Danzig. Das volle Radabteil im IC nach Berlin hätte uns schon ein Vorbote für die Rückreise sein können. Die 2 Stunden Aufenthalt in Berlin Hbf bis zur Weiterfahrt mit dem EC nach Danzig sind wegen 30 min Zugverspätung und mit Mittagessen gut ausgefüllt. Da der Zug in Berlin startet und 20 min vor der Abfahrt am Gleis steht, sind Gepäck und und Räder einladen entspannt machbar. Um 21:30 in Danzig ankommen, schnell Räder, Anhänger und Gepäck ausladen und dann alles mangels Fahrstuhl etappenweise in die Bahnhofshalle transportieren. Dass es einen einfacheren Weg dafür gibt realisieren wir erst während der Rückreise in Białystok.
Die Wegsuche zum Zeltplatz in Danzig Stogi erweist sich diffizieler als gedacht, trotz Google-Wegbeschreibung. Ein digitialer Stadtplan am Brama Wyzynna in Kombination mit Intuition und Glück hilft da weiter. Der späte Abend und das daher reduzierte Verkehrsaufkommen machen die Fahrt zum Zeltplatz zu einer enspannten Tour. Gegen 22:30 am Zeltplatz, kurz mit Händen und Füßen mit der Nachtportier verständigt, bauen wir die Zelte auf. Arno schläft nur nach heftigem Protest („Abbauen!“, „Nach Hause!“) ein. Die Nacht war eiskalt.

Mo., 25.5. Aufenthalt Danzig
20 km

Um einen Eindruck von der Stadt zu bekommen bleiben wir den Tag vor Ort. Sonne und Wärme locken uns zu erst zum Strand, 5 min mit dem Rad vom Zeltplatz entfernt. Dann geht es in die Stadt zum Mittagessen. Der Hunger treibt uns in das erstbeste Lokal am südlichen Ende der Długie Pobreze. Wir sollten später bessere Restos finden … Nach einem Rundgang entlang des Kanals und durch die Głowne Maisto gibts noch einen Kaffee am nördlichen Ende des Długie Pobreze. Dann zum Bahnhof die Tickets nach Olsztyn kaufen, was dank eines mit der Zugverbindung vorpräparierten Zettels ohne Schwierigkeiten geht. Ich war etwas enttäuscht wie touristisch Danzig eigentlich ist und dass wir kaum alternative Ecken gefunden haben. Das sollte sich dann aber während der Rückreise ändern.

Di., 26.5. Fahrt nach Olsztyn
20km

Vor der Abfahrt suchen wir den im Radreiseführer angegebenen TREK Outdoorladen, den es leider nicht mehr an der angegebenen Adresse gibt, um noch einen Überzug für die Isomatte zu kaufen. Arno hatte sich einen veritablen Schnupfen von der Zugfahrt geholt und soll die Isomatte nicht vollschnupfen. Im Empik-Store gegenüber vom Bahnhof kaufe ich noch eine Karte „Pojezierze Olsztyńskie część Północna“ von Compas (1:50.000) für den Weg von Olsztyn nach Osten. Wie sich später herausstellt, benötigen wir den südlichen Teil „Pojezierze Olsztyńskie część Półudniowa“, was angesichts von 2,50 € keine große Fehlinvestition ist.
Anders als die Fahrradreservierung vermuten lies hat der TLK nach Olsztyn kein Fahrradabteil. Nach einer kurzen Irritation werfen wir Gepäck, Anhänger und Räder in den letzten Waggon am Zugende. Der Schaffner ist sehr geduldig und fasst auch noch mit an. Die Räder finden im Gang Platz und der Anhänger direkt am Durchgang des Zugendes. Das Ein- und Aussteigen mit den Rädern sollte der einzige Stressfaktor der gesamten Reise bleiben. Da der Zug in Olsztyn endet, können wir in Ruhe ausladen und wieder alles mangels Fahrstuhl etappenweise zum Ausgang tragen. Die Touristeninformation ist bereits geschlossen (16 Uhr) – ein Phänomen, was uns auf der restlichen Reise begleiten wird. Für die Zeltplatzsuche erweist sich die neu gekaufte Karte und die Liste mit Zeltplätzen, die ich von campingpolska.com ausgedruckt hatte als hilfreich. Ein toller neuer Radweg führt uns bis direkt zum Zeltplatz am Hotel Pirat direkt an der 527, nördlich des J. Ukiel gelegen. Ein dort schon campierendes Paar mittleren Alters mit rotem Tandem und Bob sollten die einzigen Radreisenden sein, die wir in der ersten Woche treffen. Der Platz direkt am See ist super, den Verkehr der stark befahrenen Straße hört man dank des Hotels kaum, Dusche und WC sind in Art und Anzahl etwas spartanisch und wären für die Hochsaison kaum ausreichend. Für die Verpflegung bietet sich der Lidl 3km zuvor am Ortsausgang an.

Mi. 27.5. Olsztyn

Olsztyn erweist sich beim Stadtrundgang als unspektakulär. Das Mittagessen im Malta Café (ul. Lelewela) ist empfehlenswert. Da ich am Tag zuvor bei der Fahrt zum Zeltplatz eine Speiche im Hinterrad verloren hatte und auch der Steuersatz etwas locker war, folgen wir der Empfehlung des Radreiseführers und suchen den Salon Rowery in der ul. Lubelska 41e auf. Nach kurzer Beratung (die Chefin spricht fließend deutsch und die Mechaniker machen einen sehr kompetenten Eindruck) wird das Hinterrad komplett neu eingespeicht! Auch der Steuersatz wird erneuert und bei Christiane ein Bowdenzug. Und das für 70 €! Später ärgern wir uns etwas, dass wir dem Hinweis der Mechaniker nicht gefolgt sind und den verschlissen Antrieb an Christianes Rad nicht auch noch erneuern lassen haben. Nach 3 Stunden Wartezeit sind wir wieder in der Stadt und gönnen uns Kaffee, Kuchen und superleckere Desserts im Venezia Lewandowski J. (ul. Hugona Kołłątaja).

Do., 28.5. Olsztyn > Prejłowo > Pasym > Elganowo
10-18 Uhr, 60 km, 3h 44 min

Nach einem kurzen Zwischenstop, um die richtige Karte für unsere Tour im Empik-Store (Aura Einkaufzentrum, ul. Piłsudskiego) zu kaufen geht die Tour los durch pitoreske, leicht hügelige Landschaft bis zur Mittagspause auf einem schönen Spielplatz in Prejłowo. Weiter nach Pasym, wo laut Karte ein Campingplatz sein soll. Damit die Tour nicht so weit wird steuern wir diesen an, statt wie im Radreiseführer beschrieben nach Orźyny zu fahren. Doch der Campingplatz ist schon seit geraumer Zeit verwaist. Als Ausweichmöglichkeit bietet sich laut Karte ein Biwak-Platz südlich von Elganowo am Ostufer des J. Leleskie an. Wir nehmen die Straße nach Grzegrzólki zurück. Alternativ hätte man auch den Feldweg direkt von Pasym nach Elganowo fahren können, wäre er nicht wegen eines Motocrosstests gesperrt gewesen. Der Platz liegt direkt am See und wird von einem älteren Ehepaar gerade zu einem charmanten Campingplatz ausgebaut. Für Arno ist es ein riesiger Abenteuerspielplatz. Viele Mücken. Gut gepflegtes Plumpsklo über die Straße im Wald. Die Duschen sind leider außer Betrieb aber das Paar bietet uns an, ihre Dusche nutzen zu können. Wir brauchten nur etwas heißes Wasser zum Waschen und für den Abwasch. Am Morgen bekommen wir heißen Tee und Kaffee und können im Gastraum, der noch Baustelle ist, essen. Polnische Gastfreundschaft! Insgesamt sehr empfehlenswert! Wir haben uns sehr willkommen gefühlt.

Freitag, 29.5. Elganowo > Dźwiertzuty > Babięta
9-15 Uhr, 40 km, 2:30 h

Die Tagestour stellt sich als recht ereignislos und monoton dar. Picknick auf dem Spielplatz in Dźwiertzuty, der noch im Bau ist. Da gibts für Arno viel zu sehen. Leider kein Café außer direkt an der Tankstelle, aber erst ab 12 Uhr. Orźyny ist das erste Anzeichen, dass man in touristischeres Gebiet kommt. Einige Pokoje (Zimmer). Alle Leute, denen wir begegnen, grüßen uns. Die 58 nach Babięty ist stark befahren, ohne Standstreifen, monoton aber schnell. Die Einfahrt zum Camping befindet sich direkt am Orteingang gegenüber dem ABC, ein ganzes Stück in den Wald hinein, an einer Gabelung rechts und dann ist es schon zu sehen. Der Platz ist herrlich gelegen direkt am Fluss, jede Menge Vögelgezwitscher, kaum Mücken, die Leute sehr nett. Wir sind die einzigen Gäste.

Sa., 30.05. Babięta > Zgon > Krutyn
11-13 Uhr, 20 km, 2:50 h

Es folgt wieder eine unspektakuläre Tour auf der 58 nach Krutyn. Wie sich später herausstellt, hätten wir auch einen Waldweg von Zgon nach Krutyński Piecek nehmen können. Hier finden sich die ersten größeren Ansammlungen von Touristen. Fürs Mittagessen meiden wir die Lokale an der Straße und finden uns im Restaurant der Stanica Krutina ein. Sehr ruhig, sehr schick, sehr lecker und bezahlbar. Der Zeltplatz ist jedoch etwas uneinladend weswegen wir nach dem Mittagessen zum Hotel/Camping Masur (Mazur Syrenka, Krutyń 36) am anderen Ende des Ortes zurückfahren. Eine große Wiese direkt am Hotel mit Spielplatz und Hängematten begrüßen uns. 20 Zł pro Nacht/Nase finden wir sehr in Ordnung. Die Dusche hätte wärmer sein können. Am Abend machen wir noch einen kleinen Spaziergang. Indem wir den anderen Touristen folgen gelangen wir zufälligerweise zu den schwimmenden Inseln. Für biologisch und geologisch interessierte Menschen eine sehr empfehlenswerte Wanderung.

So., 31.5. Krutyn > Gałkowo > Kadzidłowo > Nikolaiken
10-17 Uhr, 25 km, 2:20 h

Wärme uns Sonne bescheren uns in Kombination mit der Landschaft die bisher schönste Tour. Wir folgen dem blauen Radweg (nicht auf der Karte verzeichnet), den ich zufällig bei einem Spaziergang am Abend zuvor gesehen hatte, in östlicher Richtung (Einfahrt am Sklep). Wegen viel Kies und Sand wollen wir schon umdrehen, der Weg wird dann aber besser. In Iwanowo links auf den grünen Radweg abbiegen. Im schönen Gałkowo fahren wir unwissenderweise am Salon Dönhoff vorbei. Wir sehen das Schild erst als wir die 610 kreuzen. Nach der 610 befindet sich direkt rechterhand ein verlassener deutscher Friedhof. Wenn man der grünen Radweg-Beschilderung folgt kommt man anders als auf der Karte ausgewiesen an einem großen Wildgehege in Kadzidłowo vorbei. Wegen Mittagszeit entscheiden wir uns glücklicherweise nicht für einen Besuch des Wildgeheges sondern für das Oberża Pod Psem in direkter Nachbarschaft. Eine Gaststätte, die zum Freiluftmuseum gehört, mit dem besten Essen, was wir während der Reise verspeisen dürfen! Ein absolutes Highlight. Unbedingt die Vorgeschichte in der Speisekarte lesen! Die Zwetschgenknödel sind zum verlieben. Arnos Mittagsmüdigkeit verhindert einen Besuch des Freilichtmuseums und so fahren wir nach 1 1/2 Stunden Aufenthalt auf mäßig gutem Sandweg weiter Richtung 609. Auf dieser ein kurzes Stück nach Norden bis es rechts ab auf gute befestigter Straße nach Iznota geht. Nach dem Ort werden die Wegverhältnisse sandiger. Wir machen eine lange Pause am Flosek Biwakplatz und überlegen kurz ob wir hier bleiben weil es so schön ist. Mangels Wasser und weil wir nach Nikolaiken wollen entscheiden wir uns dagegen. Nach einem steilen Anstieg bleibt die Strecke anspruchsvoll. Die vorhergehenden Abzweige wären in jedem Fall besser zu fahren gewesen. Das Ende der Tour dehnt eine schnurgerade Schotterpiste mit Sand und Wellblech (Wellen, die im Boden entstehen, wenn Autosabwärtsfahren und Bremsen) in die Unendlichkeit. Wir sind sehr erleichtert als wir den Ortseingang von Nikolaiken erreichen. Es erwartet uns ein sehr luxuriöser Campingplatz mit beheiztem Bad! und heißer Dusche. Wir sind die einzigen Gäste mit Zelt neben den vielen Wohnmobilen.

Mo. 1.6. Nikolaiken

Wir besuchen den riesigen Spielplatz. Essen am Kai unspektakulär zu Mittag und gehen am Hafen spazieren. Nikolaiken ist mit Abstand die touristischste Stadt, die wir während der Reise sehen. Zum Abendessen gibt es zwei riesige Stücken Räucherfisch (Lachs und Seibling) die wir für jeweils 20 Zł an einem Fischstand auf der westlichen Seite von Nikolaiken (ul. Mragowska) erstehen. Leider werden wir nichts vergleichbares mehr auf unserer Reise finden.

Di. 2.6. Nikolaiken > Ryn
11-17 Uhr, 26 km, 2:30 km

Ohne es zu ahnen erwartet uns heute eine der härtesten Touren. Bis Tałty rollt es gut auf dem Asphalt. Wir passieren einen merkwürdigen Ort: Straße mit Gehweg und verwittertem Lattenzaun und scheinbar abgerissenen und zugewachsenen Hausresten. Nach dem Tałcky-Kanal folgt Sand. Statt wie empfohlen direkt nach dem Kanal links abzubiegen fahren wir geradeaus weiter nach Azoty Puławy. Dort bemerkten wir den Fehler und biegen links auf einen Waldweg ab um dann wieder in Skorupki auf den rot markierten Wanderweg zu stoßen. Dort machen wir bei heftigem Westwind auf einem verwaisten Biwakplatz Mittagspause und vertilgen den restlichen Räucherfisch. Ein weiterer Fehler ist es, dem sandigen und schwer befahrbaren Wanderweg weiter zu folgen, statt auf der Schotterpiste den direkten Weg nach Rybical zu fahren. Erst verfängt sich meine Kette zwischen Tretarm und Rahmen und kann nur mit Mühe wieder gelöst werden. Das gute alte 2+1-Waschpaste tut gute Dienste beim reinigen der ölverschmierten Hände. Danach folgt ein sehr steiler Abstieg der vor einer Fuhrt endete. Das Wasser ist knietief aber glücklicherweise sehr warm. Die Brücke aus zwei Holzstämmen ist nicht mehr intakt, was heißt Gepäck abnehmen und zusammen mit Kind und Anhänger rübertragen. Auf der anderen Seite erwartet uns ein ebenso steiler Anstieg wieder nach oben, bei dem ich das gesamte Gepäck kurzerhand hochtrage. Nach einer Stunde Arbeit ist alles geschafft und wir ebenso. Es folgen weiterhin schwerbefahrbare Waldwege mit viel Sand zum schieben zwischendurch. Am vorletzen Biwakplatz muss man an einer unübersichtlichen Wegkreuzung links nach Ryn abbiegen (Pfeil und Ortsangabe am Baumstamm). In Ryn selbst ist zu allem Überfluss kein Campingplatz zu finden – Keine Beschilderung und Einheimische können uns auch nicht weiterhelfen. In der Rezeption des Schlosshotels, die wir auf Empfehlung einiger deutscher Wohnmobilisten aufsuchen, druckt uns eine hilfsbereite Dame eine Wegbeschreibung zum Jachthafen aus, wo man campieren kann. Eine leicht zu verfehlende schmale Gasse (ul. Sawickiej) führt von der Hauptstraße ohne Beschilderung zum Hafen und zum Ośrodek Wypoczynkowo-Żeglarski Sośnica (ul. Mazurska 17). Ein netter älterer Herr lässt uns ein und zeigt uns den idyllischen Platz direkt am Hafen (30 Zł + 5 Zł Dusche). Ein Sklep ist direkt gegenüber vom Hafeneingang. Wir sind sehr geschafft und genießen bei Bier und Nudeln die ruhige Atmosphäre des Jachthafens. Wie uns einige Tage später eine polnische Radfahrerin sagt, hätten wir auch in der Jugendherberge direkt hinter dem Jachthafen (ul. Mazurska 19) Unterkunft finden können.

Mi. 3.6. Ryn > Wolfsschanze > Sztynort
9-18:30 Uhr, 50 km

Am nächsten Morgen noch schnell im Sklep für die Fahrt versorgt. (Die Quarkbällchen sind der Hammer.) Ein Freund empfahl uns vor der Reise, die Wolfsschanze zu besuchen. Mir war bis dahin gar nicht bewusst, dass diese überhaupt in Masuren liegt. Nichtsahnend und mit der Vorstellung im Kopf einige Holzbaracken zu sehen entschließen wir uns, einen Abstecher dahin zu machen. Um 9 Uhr gehts los auf entspannter Fahrt über Nakomiady und Owcsarnia (sandiger Waldweg mit Wellblech) bis Kwiedzinna an der 592. Dort erwartet uns das erste Hinweisschild auf die Wolfsschanze und sollte eigentlich nichts gutes erahnen lassen. Direkt dahinter beginnt eine beinharte Kopfsteinpflasterstrecke bis Gierloź, die augenscheinlich noch aus derselben Zeit stammt wie die Bauwerke, die wir noch zu Gesicht bekommen werden. Nach einer scheinbar ewig dauernden Tortur, die Arno anstandslos erträgt, erreichen wir mit dem allgemeinen Luftschutzbunker die südlichen Ausläufer der Wolfsschanze. Da wir kein Bedürfnis haben auf dem Parkplatz unter den vielen Touristen zu rasten, schlagen wir unsere Picknickdecke am einzigen geeigneten Ort direkt am Fuße des Bunkers auf.
Kurz darauf erreicht uns die erste Schulklasse im motorisierten Mannschaftstransporter begleitet von einem Gewehrschuss. Das Show löst einiges Befremden bei uns aus. Kurz darauf trifft Thomas aus Österreich auf uns. Wir waren schon am Tag zuvor auf der Sandpiste und davor in Nikolaiken aneinandern vorbeigefahren. Nach langem Schnack über Radtouren, Südamerika und Gott und die Welt entscheiden wir, gemeinsam die Wolfsschanze zu besuchen.
Das Touristenspektakel an diesem Ort ist unglaublich. Im Restaurant werden deutsche Schlager aus den 30ern gespielt. Die Speisekarte sieht aus wie eine Militärakte und zu allem Überfluss ist das ehemalige Gästehaus der SS ein Hotel geworden. Wer wissen möchte wie man in dem Hotel übernachtet dem sei die Lektüre des Buches „Land ohne Eile – Ein Sommer in Masuren“ von Tobias Lehmkuhl empfohlen. Die Bunkeranlage ist schon beeindruckend aber doch sehr befremdend. Einige Tage später erfahren wir, dass halb Masuren mit solchen Anlagen übersäht ist. Teilweise sogar in begehbarem Zustand, wie bei Mamerki nördlich von Radzieje. Ein merkwürdiges Gefühl ist es, am Ort des gescheiterten Attentats vom 20. Juli zu stehen. Durch das Besichtigen und noch mehr durch das viele Reden mit Thomas ist es 16:30 Uhr als wir die Anlage verlassen – reichlich spät um noch bis zum geplanten Zeltplatz in Sztynort zu kommen. Doch alle anderen Möglichkeiten, Campingplatz direkt an der Wolfsschanze und einer 3 km weiter östlich scheiden wegen schlechten Karmas und übertriebenem Militarismus aus. So heißt es einen Gewaltritt bis Sztynort zu machen. Da wir einen gemeinsamen Weg haben fahren wir mit Thomas zusammen weiter. Das fiese Kopfsteinpflaster zwischen Radzieje und Kamionek Wielki gibt uns den Rest. An die im Radreiseführer empfohlene Umfahrung über Łabapa haben wir nicht mehr gedacht.
In Sztynort/Steinort erwartet uns ein von Seglern gut besuchter Jachthafen mit dem teuersten Zeltplatz der Reise (40 Zł pro Zelt und Nacht und 15! Zł für die Dusche). Warum die Sache so teuer ist kann man bei Tobias Lehmkuhl nachlesen. Der Fisch zum Abendessen in der Pizzaria ist in Ordnung. Hingewiesen sei an der Stelle auf das Fischrestaurant im Ort selbst (Sztynort 3a), welches auf der Straße mit Ryby beworben wird, als möglicherweise preiswertere und gemütlichere Alternative. Der Jachthafen stellt sich als Partymeile heraus, vermutlich auch wegen des bevorstehenden Feiertages (Frohleichnam). Wir würden das nächste Mal, wenn überhaupt, weiter abseits dort zelten.

 

Schloss Sztynort

Do. 4.6. Sztynort > Pozezdrze > Przerwanki > Skarpa
10-14 Uhr, 23 km, 1:34 h

Vor unserem Aufbruch besuchen wir noch das Schloss/Gut der Lehndorfs in Sztynort. Die verwunschene Anlage ist in jedem Fall einen Abstecher Wert auch wenn das Gebäude nicht begehbar ist. Besonders hat es mir der ruhige Park mit der uralten Eichenallee angetan. Die Stille dort im Gegensatz zum geschäftigen Treiben im Jachthafen ist einfach wunderbar. Danach passieren wir in entspannter Fahrt auf guter Straße Pozezdrze, wo gerade eine Fronleichnamsprozession in vollem Gange ist. Von Bunkeranlagen haben wir genug, sodass wir auf einen Abstecher zu Himmlers Bunkeranlage nördlich des Ortes verzichten. Beim Picknick an der Schleuse von Przerwanki gesellt sich ein sportliches Radfahrerpärchen aus dem Spreewald zu Thomas und uns. Diese machen die Masurenrundtour wie sie im Cyklos-Radreiseführer beschrieben ist und haben einiges zu berichten. Nach einer Stunde Rast fahren wir auf dem mäßig guten Waldweg die kurze Strecke zum geplanten Campingplatz direkt am Nordufer des J. Gołdopiwo weiter. Dieser erweist sich nicht nur preislich als Glückstreffer (50 Zł für unsere 3 Zelte) sondern ist auch von der Lage her idylisch. Ruhig gelegen, direkt am See, einfache aber gute sanitäre Anlagen (wenn auch für die Hochsaison sicher nicht ausreichend, 1 WC, 1 Dusche). Wir sind wieder die einzigen Gäste mit Zelt am Platz. Nach einem Bad im See und einer Runde mit dem Tretboot (eigentlich hatten wir vor mehr Boot zu fahren, kamen aber nicht dazu) klingt der Tag bei langen Gesprächen mit Thomas aus, bevor sich unsere Wege am nächsten Morgen trennen.

Fr. 5.6. Skarpa > Banie Mazurskie > Gołdap
11-17 Uhr, 40 km

Brücke bei Juchnajcie

Brücke bei Juchnajcie

Thomas fährt nach dem gemeinsamen Frühstück weiter nach Osten. Er will über Suwałki nach Litauen und dann weiter über das Baltikum bis nach Norwegen fahren. Wir lassen uns Zeit und brechen gegen 11 Uhr auf nach Banie Mazurskie wo wir auf einen Campingplatz hoffen. Es rollt sehr gut, sodass wir bereits am frühen Mittag im Ort sind. Als Glückstreffer stellt sich mit der Bar „MŁYN“ ein kleines Restaurant an der Hauptstraße heraus (Konopnickiej 31). Wir essen das erste Mal Kartacze und sind begeistert. Arno ist ebenfalls nicht zu bremsen. Ein Campingplatz finden wir nicht. So beschließen wir nach Einkaufen und Eis nach Gołdap weiter zu fahren und ggf. auf einem Biwakplatz in Skocze zu übernachten. Der Weg führt über holprige mit Schlaglöchern übersehte Straßen durch Rogale, Jany, Juchnajcie in herrlich ruhiger Landschaft entlang bis nach Skocze. Der Biwakplatz ist von der Straße aus nicht zu sehen, sodass wir jetzt auf dank EU-Mitteln neu asphaltierter Straße zügig nach Gołdap weiter fahren. Die Beschreibung in den Reiseführer suggeriert Gołdap als unansehnlichen mit Plattenbauten überseeten Ort ohne jegliche Attraktivität. Um so mehr sind wir überrascht in ein hübsches Städtchen mit viel Grün zu kommen, dass sich jeglichem touristischen Einfluss entziehen konnte. Im Gegensatz zu Olsztyn oder Nikolaiken pulsiert hier das normale polnische Leben und wir fühlen uns sofort wohl. Nach einem kurzen Abendbroteinkauf im Tesco am begrünten Hauptplatz gehts weiter zum ausgeschilderten Zeltplatz im Nordosten der Stadt am Südufer des J. Gołdap. Dieser ist gut besucht von Jugendlichen und einer Schulklasse, sodass wir uns einen Platz weit abseits des Geschehens auf einer abschüssigen Wiese suchen. Der Campingplatz stellt sich als Biwakplatz heraus, da WCs und Duschen verschlossen sind. Da selbst ein Trinkwasseranschluss fehlt besorgen wir uns Waschwasser aus dem See und Trinkwasser vom Sklep 500m stadteinwärts rechts am Kreisel gelegen.

 

Sa. 6.6. Gołdap

GoldapNach einer unruhigen Nacht mit vielen Mücken entschließen wir uns am nächsten Morgen zu einer 200m weiter vorn an der Straße gelegenen Pension mit Rasen umzuziehen, wo wir am Vortag bereits Campingmöglichkeit gesehen hatten. Wir werden von der Deutsch-Englisch-Französisch sprechenden Familie herzlich willkommen geheißen und sind die ersten Gäste. Wir erhalten einen Schlüssel für ein Zimmer, um Bad und WC nutzen zu können. Nach Zeltaufbau, Wäschewaschen und Fahrradpflege geht es gegen Mittag in die Stadt. Ein kurzer Abstecher zum Bahnhof bestätigt uns, dass in Gołdap schon lange keine Züge mehr fahren. So müssen wir unser Rückreiseplanung auf später verschieben. Im Stadtzentrum finden wir mit der Restauracja Matrioszka (Partyzantów 27) ein schönes Etablissment, wo man gut zu angemessenen Preisen essen kann. Für Arnos Mittagsschlaf setzen wir uns wieder auf die Räder. Da mein Interesse an Militäranlagen noch nicht ganz gestillt ist und ich auf großes Hangars des Hauptquartiers der Luftwaffe im Norden von Gołdap hoffe, kann ich Christiane überreden einen Abstecher dahin zu machen. Wir fahren von der 65 aus in den Wald hinein und finden nichts bis auf eine alte angebliche Abschussrampe. Nach Durchquerung des Waldes treffen wir auf ein Sanatorium wo auch die Militäranlage (nur ein paar Bunker) beschildert ist. Wir fahren aber über den alten Bahndamm zurück in Stadt und besteigen den alten Wasserturm. Im Café genießen wir bei toller 360°-Aussicht Eisbecher und Kaffee. Danach fahren wir nochmal in die Stadt in der Hoffnung auf einen Spielplatz, finden jedoch nichts und verbringen noch etwas Zeit auf dem schön gestalteten plac Zwycięstwa im Zentrum. Beim Abendessen auf dem Campingplatz steht ein älteres französisches Pärchen in der Einfahrt auf der Suche nach einer Unterkunft. Wir winken sie herein und überreden sie zu bleiben. Wie sich herausstellt machen sie von April bis September eine Rundtour von der Bretagne aus um Nord- und Ostsee herum.

So. 7.6. Gołdap > Rominter Heide > Bląkały > Stánczyki
10-17 Uhr, 33 km, 2:40 h

Durch das Lesen im Buch „Masuren“ von Stansiław Siemiński, welches ich am Tag zuvor im Wasserturm erstanden habe, war mein Interesse an der Rominter Heide und den doppelten Eisenbahnbrücken in Stánczyki geweckt. Wir entscheiden uns von den 3 vorgeschlagenen Touren für jene direkt durch die Heide (grüner Wanderweg). Hilfreich ist hier die Karte „Suwalszczyzna“ von Euromapa (1:85.000), welche im Tag zuvor in der Buchhandlung am plac Zwycięstwa gekauft habe. Die Qualität des Weges ist anfangs gut, wird dann ein sehr enger Waldweg bis man das letzte Stück auf einer ziemlich breiten und langen Schotterpiste unterwegs ist. Es ist eine interessante Erfahrung, einen ganzen Tag durch Wald zu fahren. Am Ende war es etwas monoton. Abwechslungsreicher wäre sicher die Route über den ehemaligen Bahndamm (roter Wanderweg) gewesen.
Wir sparen uns das letzte Stück Wanderweg und fahren die Straße über Bląkały, wo wir einen Sklep für Eis und Wasser finden. Auf der Straße begegnen uns nochmal die Franzosen, die auf dem Weg nach Litauen sind. Der Biwakplatz am J. Tobellus bei Stanczyki ist nicht ersichtlich. Auf Anfrage im Gasthaus kann man da campen, ist aber nicht gepflegt. Camping am Gasthof ist auch nicht möglich, obwohl sie Zimmer und eine grüne Wiese haben. Wie wir auf dem Rückweg von den Brücken bei Bier und (schlechten) Kartacze merken, sind die Besitzer nicht so sehr geschäftstüchtig. Die Doppelbrücke ist sehr interessant und auch gut besucht. Wir sind nur zu erledigt, um das Ganze angemessen wahrnehmen zu können. Auf dem Rückweg im Gasthaus treffen wir Anita, die ebenfalls mit dem Rad unterwegs ist und uns auf das Agrotouristika Angebot im Nebenhaus aufmerksam macht. Sie übernachtet dort und wir dann auch, bekommen Schlüssel zu einer kleinen Einliegerwohnung wo wir Bad und Küche mit nutzen können für 10 Zł/Nacht! So haben wir doch noch eine schöne Übernachtungsmöglichkeit gefunden.

Mo. 8.6. Stánczyki > Przerośl > Turtul > Surwałki > Wigry
11-19 Uhr, 60km, 3:47 h

Weg kurz nach Stanczyki mit J. Boczne

Weg kurz nach Stanczyki mit J. Boczne

Thomas hatte uns auf den Wigierski-National aufmerksam gemacht und im Dumont Reiseführer wurde eine Übernachtung im ehemaligen Kloster in Wigry wärmstens empfohlen. So änderten wir unsere Pläne und fuhren statt nach Ełk (wären 2 Tagestouren gewesen) über Suwałki nach Wigry. Wir hatten vergessen im Sklep in Bląkały für das Frühstück einzukaufen. So machten wir uns leicht verhungert auf den Weg nach Przerośl über einen mal mehr mal weniger gut befahrbaren Sandweg mit toller Aussicht (R65). Nachdem wir dort die verschiedenen Skleps geplündert hatten aßen wir Frühstück auf dem zentralen grünen Platz. Danach gings weiter, an einem Werkzeughandel vorbei, wo wir uns mit Gaffer-Tape (Meines war im Anhänger spurlos verschwunden) und Thread-Lock für meine lose Sattelstützschraube eindecken konnten, Richtung Turtul. Dort Rast am Zentrum des Landschaftsparks Suwalski. Alternativ hätte sich auch die Strecke über Bachanowo angeboten, um dort Findlinge zu besichtigen. Weiter gings über Sand und später guten Asphalt durch Rutka, Okrągłe, Potasznia nach Suwałki. Dort kurzer Zwischenstopp für ein verspätetes gutes Mittagessen im Restauracja Finezja (ul. Chłodna 3a). Die Suche nach dem Bahnhof stellte sich als komplizierter heraus als gedacht da der Zugang nur von der Straße nördlich des Bahnhofs möglich ist. Die Abfahrtstafel ließ uns dann sehr ernüchtern: Nur Züge nach Białystok, was einen großen Umweg bedeutete, Regionalzüge mit Radmitnahme nur 4x am Tag, Keine Möglichkeit Tickets am Schalter zu buchen. Ratlos fuhren wir erstmal weiter nach Wigry. Wegen einer Endlosstraßenbaustelle und unserer Entkräftung zog sich die Strecke ewig in die Länge. Glücklicherweise gibt es direkt am Kloster einen sehr schön gelegenen Campingplatz mit Restaurant, sodass wir bei Abendessen und Bier am See entspannen konnten. Das Wifi des Restaurants erwies sich als sehr hilfreich für die Planung der Rückreise.

Turtul

Turtul

Di. 9.6. Wigry

Nach einer Besichtigung der Klosteranlage und Mittagessen im Resto machten wir einen ausgedehnten Spaziergang den Radweg südlich der Halbinsel entlang durch Czerwony Folwark, Rosochaty Róg und wieder zurück, sahen schöne Bauernhäuser und viel Natur. Nach dem Abendessen noch ein kurze Klosterrunde bei Sonnenuntergang und dann zeitig ins Bett weil wir am kommenden Morgen den Zug nach Białystok im 9:44 Uhr nehmen wollten.

Camping Wigry

Camping Wigry

Mittwoch 10.6. Wigry > Suwałki > Białystok > Danzig
12 h Zugfahrt

Da wir 2 h Vorbereitung und 45 min Fahrzeit zum Bahnhof eingerechnet hatten mussten wir um 4:30 Uhr raus, rollten gut nach Suwałki trotz Baustelle und viel Verkehr. Nach 2 h Zugfahrt waren wir mittags in Białystok und hatten 90 min Zeit für das Buchen von Tickets nach Danzig und Berlin sowie Mittagessen. Die Tickets nach Danzig waren kein Problem. Für Berlin-Weimar am Freitag waren jedoch keine Fahrradreservierungen mehr zu bekommen. Somit beschlossen wir einen Tag länger in Danzig zu bleiben und Samstag zurückzufahren. Eine Fahrradreservierung von Berlin nach Weimar war aber dennoch nicht möglich. Auch in Białystok gab es keine Fahrstühle für den Gepäcktransport, die Gleise hatten aber direkte Gleisübergänge. Diese Erkenntnis stellte sich auch für den Bahnhof in Danzig als hilfreich heraus. Dort gibt es einen Übergang am südlichen Ende des Bahnhofs, der aber eigentlich nicht genutzt werden darf. Mit ein wenig Vorsicht kann man dort mit dem Fahrrad über die Gleise rollen. Die Zugfahrt ist lang aber entspannt, der Campingplatz in Danzig mittlerweile gut mit Zelten und Wohnmobilen gefüllt.

Do. 11.6. Danzig
48 km, 3:12 h

Wir begannen den Tag mit einer Rundtour durch die Stadteile der Innenstadt, die wir noch nicht kannten, v.a. Stare Miasto. Der Empfehlung des Dumont folgend aßen wir Mittag im Bioway gegenüber vom Bahnhof. Neben allem anderen war die Kaltschale superlecker. Danach zum Hafen, am Solidarnosc-Zentrum vorbei nach Sopot. Die Wegfindung gestaltete sich mangels Stadtplan wegen des Hafens als Ausgangspunkt als schwierig aber die Einheimischen erwiesen sich als um so hilfsfreudiger. Sopot ist noch mehr auf Tourismus ausgerichtet als Danzig selbst. Wir legen uns völlig überfordert von den Menschenmassen an den Strand. Arno badet in der Ostsee bei warmen 24°C. Am Abend geht es die Fahrradautobahn von Sopot nach Danzig zurück und folgen für das Abendessen wiederum einer Empfehlung des Dumont (Kresowa, Ogarna 12). Tolles Menü!

Fr. 12.6. Danzig
30 km

Der Tag folgt im Muster dem Vortag. Strand, Stadt, Mittag im Bioway. Die vergebliche Suche nach einem Park für den Mittagsschlaf führt uns in einen Wald mit ehemaligem deutschen Friedhof in der Nähe des Universitätsklinik. Abendessen im Kresowa, packen. Wodka mit unseren französischen Zeltnachbarn und früh ins Bett.

Sa. 13.6. Danzig > Berlin > Magdeburg > Erfurt > Weimar
12 h Zugfahrt

4 Uhr Aufstehen. Es hatte die Nacht erstmalig seit 3 Wochen geregnet. Daher müssen wir die Zelt nass zusammenpacken. Der Übergang über die Gleise am Bahnhof ist problemlos, man sollte aber gut acht geben. Am Gleis wartet schon eine große Gruppe deutscher Reisender, die gefühlt alle in den Waggon mit dem Fahrradabteil einsteigen. Dementsprechend ist der Einstieg für uns mit Stress verbunden zumal der Schaffner ziemlich Druck macht. Nun wissen wir auch, warum wir so schwer eine Fahrradreservierung bekommen haben. Alle Stellplätze sind belegt. In Berlin bekommen wir auch keine Reservierung mehr für den Nachmittagsschnellzug und auch nicht für den Abendschnellzug nach Weimar, sodass nur die 2 h längere Rückreise mit Regionalzzügen über Magdeburg und Erfurt bleibt. Magdeburg bekommt den Preis für den langsamsten Aufzug der Republik. Am Gleis 1 wurde dieser ganz vergessen, was uns polnische Verhältnisse erinnert. Der Rest der Fahrt verläuft dank ebenerdiger Einstiege glücklicherweise müheloser. Warum die Bahn im Fernverkehr so ein mieses Angebot zur Fahrradmitnahme bereithält weiß sie vermutlich nicht mal selbst.

Fazit

Masuren, immer wieder gern. Es lohnt sich aus unserer Sicht, das Land nur mit Rad oder Boot zu bereisen. Mit Auto und Caravan verpasst man das beste, nämlich die Landschaft. Wir waren überrascht von der Entspanntheit der Polen, dem durchweg exzellenten Essen und auch sonst hat bei der Reise alles gepasst.

Reisen mit Kind

Nach 2 Tagen Eingewöhnung sind Kind und Eltern enspannt. Wir beziehen Arno in unseren Alltag ein: Zelt auf- und abbauen, Geschirr zum Abwasch tragen, usw. Von dem mitgenommen Spielzeug benötigt Arno nur die 9 großen Pixibücher und selten Schaufel und Eimer. Ansonsten sucht er sich Spielzeug aus den Alltagsgegenständen, am liebsten spielt er mit der Schlange oder auch Schlauch, unser Kabel zum Anschließen des Hängers. Sein Hänger ist seine Höhle, er fühlt sich wohl darin. Ab und zu gibt es kleine Pausen, wo ein Bonbon gefordert wird. 2 bis 3 Stunden (über den Tag verteilt) Sitzen im Hänger ist für unser Kind kein Problem. Fahrradhänger sind in Polen noch eine Seltenheit, uns wird überall hinterher geschaut, erst in Danzig sehen wir weitere Hänger auf der Straß

Berlin Hbf.

Speicher in Danzig

Speicher in Danzig

Danzig

Danzig

Bahnhof Danzig

Camping Olsztyn

Stadttor Olsztyn

Stadttor Olsztyn

Sonnenuntergang in Olsztyn

Olsztyn Café Venezia

Pasym Eiscafé

Camping Elganowo

Camping Elganowo

Camping Babiety

58 nach Krutyn – wir sind in Masuren

Camping Masur

Galkowo

Friedhof bei Galkowo

Friedhof bei Galkowo

Zwetschgenknödel

Zwetschgenknödel

Hafen Nikolaiken

Hafen Nikolaiken

Fuhrt nach Skorupki

Fuhrt nach Skorupki

Anstieg nach der Furth

Ryn

Jachthafen Ryn

Jachthafen Ryn

Kopfsteinpflaster nach Kwiedzinna

Kopfsteinpflaster nach Kwiedzinna

Allgemeiner Luftschutzbunker

Allgemeiner Luftschutzbunker

Straße nach Kamionek Wielki

Straße nach Kamionek Wielki

Jachthafen Sztynort

Jachthafen Sztynort

Allee Schloss Sztynort

Allee Schloss Sztynort

Unendliche Allee zwischen Pozezdrze und Kuty

Unendliche Allee zwischen Pozezdrze und Kuty

Strand am Camping Skarpa

Strand am Camping Skarpa

Campingplatz Skarpa

Campingplatz Skarpa

Allee nach Banie Mazurskie

Allee nach Banie Mazurskie

Kartacze

Kartacze

gut besuchte Bar Mlyn in Banie Mazurskie

gut besuchte Bar Mlyn in Banie Mazurskie

Straße bei Kulsze

Straße nach Goldap bei Kulsze

OSiR Camping in Goldap

OSiR Camping in Goldap

Hotel Jurand mit Camping in Goldap

Hotel Jurand mit Camping in Goldap

Wassertum Goldap

Wassertum Goldap

Waldweg in Rominter Heide

Waldweg in Rominter Heide

Doppelbrücke bei Stanczyki

Doppelbrücke bei Stanczyki

Unterkunft in Stanczyki

Unterkunft in Stanczyki

Stanczyki nach dem Aufstieg

Stanczyki nach dem Aufstieg

Weg bei Rutka

Weg bei Rutka

Jede Menge Findlinge in der Gegend

Jede Menge Findlinge in der Gegend

Kloster Wigry

Kloster Wigry

in Rosochaty Rog

Bauernhaus in Rosochaty Rog

Allein auf dem Campingplatz in Wigry

Allein auf dem Campingplatz in Wigry

Kloster Wigry in der Abendsonne

Kloster Wigry in der Abendsonne

Verwaister Bahnhof in Suwalki

Verwaister Bahnhof in Suwalki

Abfahrt in Suwalki

Abfahrt in Suwalki

ul. Ogarna

ul. Ogarna

Werft Danzig

Werft Danzig

auf der Brücke nach Danzig Stogi am letzten Abend

Literaturempfehlung

Herbert Lindenberg “Masuren per Rad”
ISBN: 978-3932546433
– sehr hilfreich wenn auch aktualisierungsbedürftig
Tomasz Torbus: DuMont Reiseführer Masuren
ISBN: 978-3770174089
– für den groben Überblick, geht nicht sehr ins Detail
Tobias Lehmkuhl “Land ohne Eile: Ein Sommer in Masuren”
ISBN: 978-3871347337
– hat einige Erfahrungen bestätigt, ist aber eher eine oberflächliche Reisebeschreibung. Der Mann war vorher noch nie in Masuren.
Stanisław Siemiński “Masuren – Bekanntes und doch unbekanntes Land”
ISBN: 978-83-60972-40-3
– für Detailversessene, sehr eigener Schreibstil

Karten

Suwalszczyzna – Euromapa 1:85.000
Mazury – CartoMedia (1:75.000)
Pojeziereze Olsztyńskie część Południowa – Compass 1:50.000

http://www.campingpolska.com/