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Paddeln mit Kind in Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern 2016

2016 sind wir mit Kind 3 Wochen auf den Feldberger Gewässern und der Mecklenburgischen Kleinsehenplatte mit dem Faltboot und Kind unterwegs gewesen. Es folgt ein kritischer Reisebericht zu unseren Erfahrungen.Die Tour startete in Feldberg, führte uns über Lychen, Fürstenberg bis nach Mirow. Ursprünglich war geplant ab Fürstenberg südlich über Rheinsberg nach Neuruppin zu paddeln. Die Sperrung des alten Rhin machte dies jedoch unmöglich.

Tag 1. Montag, 22.8. – Anreise

Die Anreise per Zug und Bus von Weimar über Berlin und Neustrelitz ist unproblematisch. Das Gepäck transportieren wir größtenteils bootsgerecht verpackt auf zwei Trolleys. Die Boote selbst bringen meine Eltern mit dem Auto aus Oschatz. Das wäre mit dem Zug dann doch eine ziemliche Herausforderung gewesen.

Tag 2. Dienstag, 23.8. – Feldberg

Die Boote sind nach einem verregneten Vormittag in 2 Stunden aufgebaut. Abends ist Fischessen in einem der beiden Fischrestaurants auf dem Alten Werder angesagt. Der Campingplatz “Auf dem Bauernhof” ist saisonbedingt noch gut gefüllt. Gewöhungsbedürftig finden wir nach unserem Masurenurlaub im vergangen Jahr die Campingplatzpreise. 25 € für drei Personen, Zelt und Boot werden jedoch die Obergrenze im Urlaub bleiben.

Tag 3. Mittwoch, 24.8. – Feldberg – Carvitz

Gegen Mittag brechen wir bei schönstem Sonnenschein Richtung Carvitz auf. Die Strecke durch den schmalen Luzin ist traumhaft. Wenige Boote sind unterwegs. Die Bäk bei Carvitz ist sportlich eng, ein Vorgeschmack auf das was noch kommen wird. Die Umtragung über die Straße ist machbar auch wenn es sich ganz schön staut. Wir möchten nicht wissen was hier in der Hochsaison los ist. Wir stärken uns in einer Restauration in der Nähe der Umtrage. Angelangt am Campingplatz geht beim Rausfahren der Boote ein Bootswagen in die Brüche. Es ist derjenige, bei dem wir die Riemen in Vorbereitung auf die Reise nicht erneuert haben. Glücklichweise lässt sich das ganze mit vier Packgurten gut fixen. Am nächsten Tag lernen wir die Bootsrolle am Stegende zum rein- und rausholen der Boote schätzen. Leider bleibt es die einzige während der gesamten Reise. Der Campingplatz in Carvitz ist gut gelegen mit schöner Morgen- und Abendsonne, wenn er auch im oberen Bereich mit dem Caravaning-Stellplätzen eher einem baumbestandenen Parkplatz ähnelnd. Den Wasserwanderern bleibt die Spielwiese am Ufer, wo es in der Saison sicherlich sehr kuschelig zugeht. Für uns ist es in Ordnung.

Tag 4. Donnerstag, 25.8. – Carvitz

Wir bleiben in Carvitz und besuchen am Vormittag das sehr sehenswerte ehemalige Wohnhaus des Schriftstellers Hans Fallada, welches von einem engagierten Verein zu einem Museum umgestaltet wurde. Die Ausstellung ist sehr informativ und gut gemacht und macht Lust, etwas von Fallada zu lesen.
Den Nachmittag nutzen wir für eine Tour auf dem Carvitzer See bis zum Teufelsstein, wo wir im Schatten eine Buchenwaldes Rast machen. Arno macht fast die ganze Zeit Mittagsschlaf. Auf dem Rückweg haben wir wegen der vielen Werder Mühe, die Bucht mit dem Campingplatz zu finden.

Tag 5. Freitag, 26.8. – Carvitz – Kolbatzer Mühle

Wir beschließen bis zum Biwakplatz Kolbatzer Mühle weiterzupaddeln. Die Umtragung am südlichen Ende des Dreetzsees ist trotz ihrer 400 m gut machbar. Es geht 200 m bergauf. Mittagspause im Restaurant des Campingplatzes und dann 200 m runter. Die nachfolgende Strecke ist idylisch. Mangels Seezeichen haben wir einige Schwierigkeiten, am Abend den Ausgang des Großen Mechowsee zu finden. Ein Pärchen auf einem Steg hilft uns weiter. Der Biwakplatz Kolbatzer Mühle entpuppt sich als fast vollwertiger Campingplatz, auch preislich. Er ist sehr liebevoll gestaltet mit viel Holz und scheinbar ein beliebtes Ausflugsziel für Berliner Wochenendausflugspaddler*innen. Ich treffe hier zufällig einen Studienkollegen, den ich seit 15 Jahren nicht mehr gesehen habe. Wir verbringen mit seinen Freund*innen einen schönen Abend am Lagerfeuer mit Gitarre und anregenden Gesprächen.

Tag 6. Samstag, 27.8. – Kolbatzer Mühle

Da wir einige Sachen beim Trocken in Carvitz vergessen haben bleiben wir einen Tag. Ich kann mir freundlicherweise ein Fahrrad von unseren Rostocker Zeltnachbarn ausleihen und habe eine schöne Tour durch die Wälder bis Carvitz wo ich alles noch so vorfinde wie ich es hinterlassen hatte. Die Einkaufsmöglichkeit auf dem Campingplatz am Dreetzsee ist ganz praktisch da es in der Kolbatzer Mühle nichts dergleichen gibt. Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang zum Waschsee zum Baden.

Tag 7. Sonntag, 28.8. – Kolbatzer Mühle – Lychen

Die Tour soll sich als Tortour herausstellen, zum Glück die Einzige währen der Reise. Unser neuer Zeltnachbar, Campingplatzbesitzer des Bibercamping an der Diemitzer Schleuse, hilft uns beim Gepäcktransport bis zur Einsatzstelle. Nachdem alles verstaut ist treideln wir die ersten 800 m durch seichtes Wasser. Ein Paddler der uns begegnet meint, dass der Wasserstand hoch ist wegen zwei Biberdämmen, die wir dann auch bald darauf durchtreideln. Nach dem Bach folgt eine ziemich veralgte Brühe vermutlich verursacht durch die Forellenanzuchtanlage an der Kolbatzer Mühle. Anders lässt sich ein solcher Nährstoffeintrag eigentlich nicht erklären. Bei der Umtrage an der Schreibermühle helfen 2 kräftige Männer das ziemlich schwere RZ85 zu umtragen. Leider geht alles so schnell und ungeplant, dass ich mir im Schlamm der Einsatzstelle eine arg blutende Fußverletzung zuziehe. An einer Muschel und Glasscherbe, die in die Teva-Sandale rutscht, schneide ich mir ein ordentliches Stück Hornhaut an der Ferse weg. Die Verletzung wird mich den ganzen Rest des Urlaubs humpeln lassen und das was gleich darauf folgt zu einer ziemlichen Tortur machen. Den Fuß mit Kompresse einzutüten bringt nicht viel, Ducktape hält besser.
Seit Feldberg wussten wir, dass der Küstrinchener Bach nicht paddelbar ist. Hätte ich das vor der Reise schon gelesen (es war nicht viel Zeit für Planung) hätten wir uns vermutlich die Feldberger Gewässer gespart und uns um einen Gutteil der schönen ruhigen Natureindrücke gebracht. So wussten wir um die Option mit Bootswagen selbst zu umtragen, mit Bootswagen vom Fischer (6€) oder vom Fischer gefahren zu werden (15 € pro Boot).
Man erreicht den Fischer nach dem dem Umpaddeln der Fischzuchtanlage am Ende des Großen Küstrinsees im Kanal. Wir gönnen uns erstmal geräucherten Stöhr und Heilbutt bevor wir die Boote auf den gemieteten Bootswagen wuchten. Wir haben uns trotz des Handicaps für das manuelle Umtragen entschieden. Achtung bei der Bootswagenwahl: Sowohl was den Reifendruck betrifft als auch die Ausführung der Deichsel. Mit unserer Deichsel hätte man sich leicht eine Darmperforation oder ein durchtrenntes Rückmark je nach Benutzung des Wagens zuziehen können. Wir ziehen den Wagen anfangs zu zweit. Nachdem Arno protestiert und nicht weiter will mache ich allein mit Gurt weiter, was erheblich einfacher ist. Wir dachten, der stellweise sehr aufgeweichte Weg (nur notdürftig mit Brettern begehbar gemacht) wäre die einzige Hürde. Was der Fischer vergaß zu erwähnen, dass bereits vor einer Woche sich eine veritable Buche über den Weg gelegt hatte. Was so schwer war eine Kettensäge aufzutreiben und den Weg zu beräumen bleibt uns ein Rätsel. Danke an das Ordnungsamt Lychen für den mangelnden Einsatz. Wir beschließen nach einigem Überlegen, den Einer abzunehmen und den Wagen mitsammt dem Zweier an der Buche vorbei durch Unterholz auf dem schmalen verbliebenen Waldbodenstück vorbeizuziehen. Mit einigem Kraftaufwand – der Wagen stürzt halb ins Wurzelloch – gelingt uns das Unterfangen. Die restlichen 2 km Wegstück sind mühsam aber machbar. Der Einstieg an Schleuse IV hat nur einen Steg aber keine Rampe was bedeutet die Boote mit Bootswagen durch knöcheltiefe Schlampampe in das Wasser zu schieben. Der Fischer, der gerade kommt um die Bootswagen zu holen, hilft dankenswerterweise. Große Entspannung macht sich bei uns allen breit als wir wieder in den Booten sitzen und durch recht anspruchsvolles Gewässer (flach, Steine, enge Biegungen) navigieren. Geradeaus über den Oberpfuhlsee kommt man zur vom Fischer erwähnten Holzbrücke, die direkt zur Hightech-Bootsschleppe durch die ehemaligen Mühle Lychen führt. Eigentlich ist das Ding vom Mühlenverein gut durchdacht. Gummirollen sollen helfen, die Boote über eine ca. 50 m lange Holztraverse zu ziehen. Das voll beladene RZ85 war leider zu schwer und zu lang um bequem darüberzurollen und um die Biegungen zu kommen, was bedeutete auf den Bootswagen und rüberschieben. Die über 40 Jahre alte Bootshaut hats gedankt. Neugierig beäugt von einem älteren Ehepaar setzen wir am Mühlencafé wieder ein. Wie sich bei einem kurzen Gespräch herausstellt ist der ältere Herr einer derjenigen, welche die Bootsschleppe initiiert haben. Wir waren wohl die ersten, die ein wenig Kritik an dieser ansonsten durchaus gelungenen Lösung äußerten. Ein heraufziehendes Gewitter zwingt uns das Gespräch abzukürzen und unseren Weg zum Campingplatz am Wurlsee fortzusetzen. Dank in jedem Falle an den Mühlenverein für die Umsetzung! Fehlende Seezeichen machen die Orientierung schwierig, sodass wir leicht panisch die Einfahrt zum Wurlsee bei einem Anwohner erfragen. Wir erreichen gegen 20:30 Uhr mit kräftigen Paddelschlägen den Campingplatz und bauen zügig das Nachtlager auf. Das Gewitter erreicht uns glücklichereise erst gegen 22 Uhr. Am nächsten Tag erfahren wir, dass das Unwetter andernorts einige Verheerungen angerichtet hat. Der Familiecampingplatz ist toll und sehr empfehlenswert: schön am See gelegen mit terassierten Stellplätzen, ruhig, sehr kinderfreundlich (Schwangere und Kinder bis 5 Jahre sind frei, Babybadewanne im gepflegten Sanitärtrakt, schöner zentral gelegener Holzspielplatz). Was will man mehr!

Tag 8. Montag, 29.8. – Lychen

Nach den Strapazen des Vortages ist selbstverständlich, dass wir vor Ort bleiben und für einen Stadtspaziergang nutzen. Am Morgen inspiziere ich ein interessant aussehendes Faltboot der Marke Nortic, mit dem ein anderer Wasserwanderer gerade aufbricht. 20 kg Gewicht dank Alugestänge machen mich etwas neidisch. Vormittags besuchen wir die Touristinformation und das schräg gegenüber gelegene empfehlenswerte Mühlencafé. Regen treibt uns zurück zum Zeltplatz. Die Zeit udn die Sonne am Nachmittag nutze ich, um ein besseres Befestigungssystem für die DDR-Bootstaschen im Boot zu installieren, um sie nicht immer an den Spanten festknoten zu müssen. Arno versucht sich mit ein paar Kindern aus Berlin anzufreunden, die aber mit seiner Art nicht viel anfangen können. Deren Vater besitzt zwei Germania-Faltboote aus Westproduktion von 1931 und 1961. Diese sehen den Pouch-Booten erstaunlich ähnlich. Wer da wohl von wem kopiert hat?

Tag 9. Dienstag, 30.8. – Lychen – Himmelpfort – Fürstenberg

Dank Gegenverkehr finden wir die Durchfahrten Wurlsee-Stadtsee-Großer Lychensee ohne Schwierigkeiten. Bei guten Gegenwind und einigem Wellengang queren wir den Großen Lychensee und folgen der Empfehlung auf einer der sehr guten gemachten Wasserwandertafel, die auf jedem Campingplatz stehen und halten uns in der Nähe der Werder. Im Windschatten des Langen Werder machen wir Rast. Der Begriff “Privatinsel” war mir bis dahin noch nicht geläufig. Ein paar Kilometer weiter in Himmelpfort machen wir gegen 14 Uhr verspätete Mittagspause. 16 Uhr fahren wir weiter. Gegen 19 Uhr erreichen wir den kleinen angenehmen Zeltplatz in Fürstenberg und bauen schnell vor der einbrechenden Dunkelheit das Zelt auf. Vorher schleusen wir uns selbst und allein durch die Schleuse. Die vielen Schilder “Fisch-Kanu-Pass” konnten wir nicht interpretieren. Dass damit eine Passage gemeint war erschloss sich uns erst am nächsten Tag. Der Campingplatz war leider der einzige der ganze Reise welcher als besonderen Luxus Duschen ohne Duschmarke ermöglichte. Der Sinn dieser typisch deutschen Unsitte erschließt sich mir nach wie vor nicht.

Tag 10. Mittwoch, 31.8. – Fürstenberg

Nachdem die gestrige Tour für unseren und vor allem Arnos Geschmack zu lang war bleiben wir in Fürstenberg. Wasserwanderern wird in der Stadt ganz besondere Aufmerksamkeit zu Teil. Direkt in der Stadt hinter der Touristeninformation wurde ein hervorragender Wasserwanderrastplatz angelegt. Mit Sitzmöglichkeiten, abschließbaren Bootsständern (eigenes Schloss mitbringen), kostenfreiem WC und Trinkwasserversorgung, Duschen (0,50 €), Gepäckschließfächern (ebenfalls abschließbar mit eigenem Schloss). Lediglich Festmachmöglichenkeiten für die Boote am sehr langen Steg wurden leider vergessen. Nicht weit entfernt vom Rastplatz befindet sich der Fisch-Kanu-Pass, eine Fischtreppe auch für Boote geeignet unter der Straße durch. Kanalabwärts zu treideln ist auch für Faltboote dank der PP-Borsten unproblematisch. Stromaufwärts zu ziehen kostet einige Mühe und wäre mit dem voll beladenen RZ85 unmöglich gewesen. Der ziemlich tiefe Gang, ein gedankenlos platzierter Betonpfeiler und das steile Gefälle lassen bei abendlichen Rückfahrt mit leeren Booten wenig Freude aufkommen. Zuvor machen wir jedoch nach der Mittagspause auf dem Wasserwanderplatz einen Mittagsschlafausflug den Weg zurück, den wir gekommen sind. Arno braucht so lange zum einschlafen, dass wir bis zu einem für uns merkwürdigen Schild auf der linken Seite des Kanalufers zurückfahren auf dem steht “Erinnerungsort KZ Uckermark”. Ich hatte bisher nur etwas vom KZ Ravensbrück gehört, welches sich in direkter Nachbarschaft zu Fürstenberg am gegenüberliegenden Seeufer befindet. Wir steigen kurzerhand aus, was einiges akrobatisches Geschick erfordert, und schauen uns abwechselnd (Arno schläft noch) den Ort an und sind nachhaltig beeindruckt auch wenn eigentlich nichts zu sehen ist.
Auf dem Rückweg machen wir einige km kanalabwärts halt an der Eisenbahnfähre, die wir bereits tags zuvor neugierig beäugt hatten. Wir nutzen hierfür einen der Privatstegs links der Einfahrt, da uns die einzige vorhandene Treppe nicht tauglich erscheint. Hier gäbe es für Wasserwanderer noch Optimierungspotential wie auch beim Informationsgehalt der Informationstafeln. Viele Detailinformationen machen es schwer den Sinn des Ganzen zu erfassen. Nach verspeistem Kuchen geht es zurück, lassen Ravensbrück rechts liegen, beschließen aber nach unserer heutigen Erfahrung, den Ort morgen zu besuchen und schieben die Boote die Fischtreppe rauf. Wir sind wieder bei tiefstehender Sonne auf dem Campingplatz. Soviel zu einem hemplischen Pausentag!

Tag 11. Donnerstag, 1.9. – Fürstenberg/Ravensbrück

Wir wollen auf den Spielplatz in der Nähe des Kanals, den wir schon am Vortag gesehen hatten und paddeln bis zum Jachthafen. Beim Hafenmeister kann man die Boote gut am Steg vertäuen und gehen nach einem Eis auf den Spielplatz. Für Arnos Motorik ist die als Seniorenspielplatz deklarierte Anlage perfekt geeignet. Nachdem wir uns alle genug ausgetobt haben soll Arno Mittagsschlag im Boot machen und Christiane das Mittagessen organisieren. Ich kreuze hierfür wegen des wenigen Motorbootverkehrs und damit verbunden wenigen Ablenkung in der Bucht vor Ravensbrück. Nachdem das Unterfangen gelungen ist fahre ich bei heftigem Gegenwind zurück zum Rastplatz wo wir Mittag machen und uns entspannen. Nachdem Arno aufgewacht ist und etwas gegessen hat machen wir uns auf den Weg zur Gedenkstätte. Die Landestelle ist linkerhand. Wir leihen uns einen Audioguide und versuchen uns einen groben Überlick über die Ausstellung zu verschaffen. Mehr ist mit Arno nicht drin. Wir versuchen uns noch die sehr sehenswerte Sonderausstellung zu Jugendgruppen im Dritten Reich in der alten Schneiderei am Ende des Geländes anzuschauen. Plötzlich schlägt Arno Alarm, dass er dringend auf Toilette muss. Wir schaffen es gerade so die 400 m bis zum Hauptgebäude. Das Kind hat bei dem Besuch einen veritablen Durchfall entwickelt. Wir vermuten die negativen Energien an dem Ort. Am Essen kanns nicht gelegen haben. Wir brechen unseren Besuch ab und paddeln heimwärts. Merke: Auch wenn 4-Jährige eigentlich noch nicht erfassen, was ein solcher Ort bedeutet, man sollte ihn trotzdem nicht mit ihnen besuchen! Wir essen Abendbrot mit Ines und Juri, die wir auf dem Campingplatz kennengelernt haben. Sie sind erstaunt, dass wir in unserem Urlaub ehemalige Konzentrationslager besuchen. Ich halte es eigentlich für eine Selbstverständlichkeit, dem Leiden und Sterben der Menschen an diesem Ort zu gedenken.

Tag 12. Freitag, 2.9. – Fürstenberg – Priepert

Wir frühstücken nochmal mit Ines und Juri, deren letzter Tag es ist, und brechen um halb 11 auf. Die Motorboote nerven. Vor allem der Lärm und der Gestank. Mit den Wellen könnten wir noch leben. In der Schleuse Steinförde quetschen wir uns neben drei dieser Monster in den verbliebenen Spalt zur Schleusenwand. Ich habe arge Bedenken aber vertraue auf den Schleusenwart. Auf dem Biwakplatz in Steinförde machen wir Mittag. Wir treffen ein Pärchen aus Dresden, die vom Motorbootverkehr genauso angenervt sind wie wir. Es besteht für sie wie für uns nur die Flucht Richtung Wesenberg und dann ab in die Schwaanhavel.
Nach zäher Fahrt mit wenig Kraft sind wir gegen 16 Uhr in Priepert. Es kommen noch viele Paddler sodass sich der Platz gut füllt.

Tag 13. Samstag 3.9. – Priepert – Drewensee

Da die Campingplätze in Wesenberg sehr nah an der Bundestraße bzw. im Ort liegen entscheiden wir uns für mehr Ruhe und den ersten Campingplatz (C10) am Drewensee. Hat außerdem den Vorteil einer kürzeren Fahrtstrecke. Die Tour ist unspektakulär. Nach dem empefehlenswerten Mittag beim gut besuchten Fischer in Ahrensberg sind wir gegen 15 Uhr auf dem See und lesen erstmal Zeitung da Arno noch schläft. Eigentlich sollte der See motorbootfrei bzw. nur für Anlieger sein und mit geringer Geschwindigkeit befahren werden. Leider scheint das niemanden zu jucken und auch die Wasserschutzpolizei, die auf Streife ist scheint machtlos. Ein weißes Sportboot ist dermaßen penetrant, dass ich irgendwann zum Telefon greife und die Polizei alarmiere, da die Streife schon weg ist. Mehrere Telefonate mit netten Beamten helfen leider nicht weiter, da die Streife schon zu weit entfernt und das Kennzeichen des Bootes nicht zu erkennen ist. Informativ war es trotzdem. Aufziehendes schlechtes Wetter, was dann doch ausbleibt, zwingt uns auf den Zeltplatz. Der ist in Ordnung. Am Abend schnacken wir noch etwas mit unserem Zeltnachbarn Marcus aus Hamburg.

Tag 14. Sonntag 4.9. – Drewensee – Wustrow

Unser erster richtiger Regentag. Wir lernen: 95% Regenwahrscheinlichkeit kann auch Nieselregen bedeuten. Da haben wir Gelegenheit das neue Spritzverdeck für das RZ85 auszuprobieren. Die Druckknoptechnik überzeugt nicht so richtig. Aber ansonsten ist es dicht. Das Wetter sorgt für Ruhe auf See und Kanal. Die Schönwetterkapitäne bleiben zu Hause. Am Nachmittag klart es langsam auf. Kurz vor der Schleuse Wesenberg biegen wir links in die Schwaanhavel. Idyllisch! Wir haben dank des Wetter wenig Gegenverkehr. Auch der Plätlinsee ist ruhig und windstill. Jedoch zieht Gewitter auf weswegen wir Gas geben müssen. Einige Anwärter auf den Darwinaward angeln seelenruhig weiter. Kurz vor der Ankunft am Freibad Wustrow setzt der Regen ein. Schnell die Boote abdecken und dann erstmal unterstellen. Die Umtrage ist 500 m weiter östlich. Als das Gewitter weiterzieht fahren auch wir weiter aber es fängt nochmal an zu gießen. Bei der Ankunft an der Umtrage klart es endgültig auf. Christiane ist ziemlich am Ende. Die Umtrage ist beiderseits in sehr traurigem Zustand. Ich wuchte die Boote über den Weg, der eigentlich keiner ist, hoch und über die Straße bis zu Kanustation. Dort schlagen wir das Nachtlager auf und trocknen die Sachen. Der Platz ist fast leer. Durchgefroren gönnen wir uns ein Abendessen im Kaminrestaurant Diogenes, die erste der drei Restaurationen am Ort und außerordentlich empfehlenswert. So gemütlich und gastlich im Kaminzimmer werden wir die ganze Reise nicht mehr sitzen und das Essen ist auch vorzüglich. Unbedingt die Karte mit den Hochprozentigen studieren!

Tag 15. Montag 5.9. – Wustrow – Gobenower See

Vormittags machen wir einen Abstecher in den Ort. Uns geht das Geld aus. Automat Fehlanzeige; wir könnten jedoch im Laden Geld gegen Gebühr bekommen, so dringend ist aber noch nicht. Der Ladenbesitzer berichtet, dass in der Saison 3000 Besucher am Tag im Ort sind, davon die Hälfe Boote. Für diesen Durchsatz ist die Umtrage in ziemlich desolatem Zustand und der Bürgermeister von Wustrow scheint keine Ambitionen zu haben das zu ändern. Ideen im Ort, den Missstand zu beheben, gibt es scheinbar genug. Wir setzen gegen 12 Uhr in die Schlammpampe ein. Es folgt eine idyllische Strecke bis zum Klenzsee. Dort verfahren wir uns erstmal kräftig wegen eines Navigationsfehlers. Die Durchfahrt zum Gobenower See wäre geradeaus und dann gut versteckt linkerhand gewesen. Wir biegen jedoch gleich links in einen Seitenarm ab. Nach einiger Sucherei finden wir die Einfahrt dank Gegenverkehr. Eigentlich wollten wir bis zum C28 am Rätzsee; da aber wieder Gewitterwolken aufziehen landen wir am C27 an und entscheiden nach dem verspäteten Mittagessen wegen der schönen Lage und der fortgeschrittenen Zeit zu bleiben. Nachdem wir uns für einen Platz für das Zelt entschieden haben erleben wir mit Unverständnis zum wiederholten Male das Phänomen, dass sich auf einem komplett leeren Zeltplatz Neuankömmlinge größtmögliche Nähe zu schon vorhandenen Zelten suchen. In der Konsequenz parken wir die Boote für mehr Privatsphäre nochmal zu einer abseits gelegenen Stelle um. Damit das Kind etwas Zeit zum aklimatisieren und spielen hat bleiben wir zwei Nächte.

Tag 15. Dienstag 6.9. – Gobenower See

Ich nutze den Vormittag und fahre mit ein geliehenen Rad nach Wesenberg zum Einkaufen und Geldholen. Wesenberg macht einen unauffälligen Eindruck. Der Gemüseladen in der Stadt ist sehr gut. Ich kaufe mehr als wir Essen können. Den Nachmittag verbringen wir mit Baden und Arbeiten uns durch die Berliner Zeitung. Arno spielt mit Oda und Gustav aus Leipzig oder verfolgt die Bauarbeiter auf dem Platz. Die Nachmittagsruhe wird lediglich von Eurofightern gestört die mit Nachbrenner gefühlte 50 m über den Gobenower See heizen. Da fallen einem im wahrsten Sinne des Wortes die Ohren ab. Naturschutzgebiete scheinen für die Bundeswehr nicht zu existieren. Da hält sich die Sympathie des gemeinen Bürgers für die Bürger in Uniform doch sehr in Grenzen.

Tag 16. Mittwoch 7.9. – Gobenower See – Fleether Mühle – Mössensee

Wir sind um 11 Uhr auf dem Wasser. Den Drosedower Bach zum Rätzsee sieht man erst wenn man kurz davor steht. Einige suchende Paddler kommen uns entgegen und lassen sich von unseren Hinweisen nicht beeindrucken; wir auch nicht und paddeln kurz darauf durch die kanalähnliche Verbindung. Wir machen Mittag an einer Badestelle gegenüber des C28 (ehemaliger C64). Danach natürlich ab ins Wasser! Der Rätzsee liegt schön und ruhig in der Sonne. Arno schläft irgendwann in dessen Mitte ein und schläft bis nach der Cafépause an der Fleether Mühle durch. Die Fleether Mühle gefällt uns nicht so zum campieren. Wir entschließen uns kurzerhand zum Mössensee zu paddeln. Das Bibercamp, was mich wegen unseres Zeltnachbarn in der Kolbatzer Mühle interessiert hätte, liegt nicht so richtig auf dem Weg. Das Umtragen ist recht komfortabel nur warum der Straßenrand mit dem Findlingen so belegt wurde, dass immer nur ein Boot die Straße queren kann erschließt sich mir nicht so richtig. Abends am Camping Mössensee angekommen suchen wir uns ein ruhiges Fleckchen im Wald zwischen den abwesenden Dauercampern und springen nochmal in Wasser.

Tag 17. Donnerstag 8.9. – Mössensee – Mirow

Um 12 Uhr gehts auf zur letzten Etappe. Da es wieder zugeht wie auf der Autobahn (dreispurig überholen und so) versuchen wir schnell durchzukommen. Die Strecke hat ansonsten auch nicht viel zu bieten. Beim gut besuchten Fischer an der Brücke in Mirow treffen wir unabgesprochen Frank. Tja, im Zweifel trifft man Hempels immer beim Fischessen. Statt des ursprünglich geplanten Campings direkt in Mirow entscheiden wir uns für den an der Kanustation schräg gegenüber am Ostufer, was sich auch als gute Entscheidung herausstellt. Wenn man mal von den Motobooten absieht, die direkt im Badebereich ankern (der Vollpfosten brauchte erst nen Hinweis und stellt sich dann direkt hinter die Boje mit seinem riesen Kahn), ist der Platz schön und ruhig gelegen. Die benachbarte Jugendherberge bekommt man nicht mit.

Tag 18. Freitag 9.9. – Mirow

Dank Großpapa können wir den letzten Tag mal wieder richtig ausschlafen und gehen am Vormittag baden. Am Nachmittag werden von Frank und mir die Boote ausgeräumt, gereinigt und zusammengepackt. Wir brauchen dafür mit 2,5 h länger als beim Aufbauen aber ich bin auch ziemlich gründlich beim putzen. Am späten Nachmittag fahren wir nochmal nach Mirow, trinken nen Schälchen Heeßen im Café am Schloss und entscheiden uns aber für Abendessen auf dem Zeltplatz. So richtig kann das kulinarische Angebot in Mirow nicht überzeugen.

Fazit

Mit einigem Abstand können wir sagen, dass das Paddeln mit unserem Sohn die richtige Entscheidung war. Auch wenn es stellenweise etwas langweilig für ihn war und er uns mit seinem Dauer-Medley aus “Jan und Tini auf Reisen” und “Feuerwehrmann Sam” ziemlich auf die Nerven ging. Im Boot ließ sich zumindest der Mittagsschlaf am besten überbrücken. Tendentiell würden wir aber die Routen kürzer wählen und länger auf den Plätzen bleiben. Und vor allem wenn wir bleiben keine Tagestouren machen. Am Gobenower See haben wir den positiven Effekt deutlich gemerkt.
Obs nochmal die Mecklenburger Gewässer werden da bin ich mir nicht so sicher. Wasserwanderern wirds schon nicht so einfach gemacht. Die Umtragen sind bis auf die high-tech-Außnahmen in Lychen und Fürstenberg eher in traurigem Zustand. Das Fehlen von Seezeichen in motorbootfreien Gewässern kann die Sucherei nach der Weiterfahrt gerade in den Abendstunden und bei aufziehendem Gewitter zur Nervenprobe machen. Aber am meisten haben die Motorboote verhindert, dass sich ein Urlaubseffekt einstellt. Stellenweise hatten wir ein ähnliches Gefühl wie wenn man an einer stark befahrenen Bundesstaße mit Fahrrad entlang fährt. Um ehrlich zu sein erschließt sich mir der Sinn von verbrennungsmotorbetriebenen Freizeit- und Sportbooten überhaupt nicht. Sie sind laut, stinken fürchterlich und machen in der Regel einen ordentlichen Wellengang. Mit Autos fährt man wenigsten von A nach B mit einem Zweck. Bei Motorbooten fehlt der Zweck völlig. Warum die (noch) reizvolle Natur mit so einer Sinnlosigkeit verschandelt wird? Und da sich mittlerweile jeder ein Boot mieten kann ist der Zahl noch höher. Zumal die Mietboote in der Regel wesentlich größer waren und eine schlechtere Qualität hatten (lautere und stinkigere Motoren) als die im privatbesitz befindlichen Boote. Für mich stellt sich da nur noch die Frage wie es in Mecklenburg in der Hauptsaison zugeht, bzw. ich will es eigentlich gar nicht wissen. Regulierungsbedarf durch höhere Steuern auf Motorbootbenzin und auf Vermietungen besteht in jedem Falle. Boote mit Elektromotor stellten sinnigerweise überhaupt keine Belastung dar. Wenn ein Tesla mit E-Motor fahren kann warum dann ein Sportboot nicht?

Schmaler Luzin

Schmaler Luzin

Paddeln_2016_03

Fallada-Haus in Carvitz

Fallada-Haus in Carvitz

Treideln durch den Biber-Damm

Treideln durch den Biber-Damm

Übergang zum Dreetzsee

Übergang zum Dreetzsee

Anleger Kolbatzer Mühle

Anleger Kolbatzer Mühle

die sanitären Anlagen auf dem Biwakplatz

die sanitären Anlagen auf dem Biwakplatz

Hütten zu mieten

Hütten zu mieten

Kurz vor der Umtrage Schreibermühle

Kurz vor der Umtrage Schreibermühle

Fischerei Küstrinchen

Fischerei Küstrinchen

Bootswagen. Man beachte den Spieß an der Deichsel.

Bootswagen. Man beachte den Spieß an der Deichsel.

Das erste Hinderniss.

Das erste Hinderniss.

... und das 2. Hinderniss

… und das 2. Hinderniss

Lychen: Eingang zur Bootsschleppe.

Lychen: Eingang zur Bootsschleppe.

Bootsschleppe von der anderen Seite.

Bootsschleppe von der anderen Seite.

Lychen hat idyllische Orte zu bieten.

Lychen hat idyllische Orte zu bieten.

Mühlenwirtschaft

Mühlenwirtschaft

Abendstimmung über dem Wurlsee

Abendstimmung über dem Wurlsee

Großer Lychensee.

Großer Lychensee.

"Privatinsel" Langes Werder

“Privatinsel” Langes Werder

 

Allein in der Fürstenberger Schleuse.

Allein in der Fürstenberger Schleuse.

Abendstimmung in Fürstenberg

Abendstimmung in Fürstenberg

Kurz vor dem Röblinsee

Kurz vor dem Röblinsee

Paddeln_2016_46

Gedenkort KZ Uckermark.

Gedenkort KZ Uckermark.

Anleger! zur Eisenbahnfähre

Anleger! zur Eisenbahnfähre

 

Ravensbrück

Ravensbrück

... und Fürstenberg gegenüber

… und Fürstenberg gegenüber

informative Sonderausstellung in der ehemaligen Scheiderei

informative Sonderausstellung in der ehemaligen Scheiderei

Merkwürdig pietätlose Zeichensetzung direkt am Eingang zur Gedenkstätte. Eigentlich soll das wohl ein Aschenbecher in der Mühltonne sein.

Merkwürdig pietätlose Zeichensetzung direkt am Eingang zur Gedenkstätte. Eigentlich soll das wohl ein Aschenbecher in der Mühltonne sein.

Ganz schön eng

Ganz schön eng

Camping Priepert

Camping Priepert

gut besuchter Fischer in Ahrensberg

gut besuchter Fischer in Ahrensberg

unser neues Spritzverdeck

unser neues Spritzverdeck

Einfahrt zur Schwaanhavel

Einfahrt zur Schwaanhavel

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Einsatzstelle an der Gegenseite

Einsatzstelle an der Gegenseite

Balinkasee

Balinkasee

Camping Gobenowsee

Camping Gobenowsee

Gobenowsee 7 Uhr morgens

Gobenowsee 7 Uhr morgens

Brücke über Drosedower Bek

Brücke über Drosedower Bek

Rastplatz am Rätzsee

Rastplatz am Rätzsee

So wünscht man sich die Hausboote: Geräuschlos mit Muskelkraft.

So wünscht man sich die Hausboote: Geräuschlos mit Muskelkraft.

auf der Autobahn

auf der Autobahn

Camping Mirow

Camping Mirow

Camping Mirow

Camping Mirow

Camping und Kanustation Mirow

Camping und Kanustation Mirow