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Ukraine I: Karpaten-Czernowitz-Lemberg

Bei wolkenbruchartigem Regen sind wir am Donnerstag den 22.06. Richtung Ukraine aufgebrochen. André und Konrad waren im Laufe des Tages per Flugzeug bzw. Zug in Ungarn angekommen. Die Grenzabfertigung in Chop ging wider Erwarten mit 0 min Wartezeit an der ungarischen und 30 min an der ukrainischen Grenze sehr zügig. Wir hatten aus Erfahrberichten anderer Reisender im Internet mit 3 bis 4 Stunden gerechnet. Gegen 22 Uhr waren wir in Ushgorod und es hieß ein Hotel suchen. Wir hatten mehrere Adressen aber das Hotel dann auch zu finden war die erst Hürde die wir nach einer dreiviertel Stunde dann auch meisterten. Als wir das Hotelzimmer betraten merkten wir gleich, daß wir im Osten sind. Es sah aus wie in einem FDGB-Ferienheim, war aber sauber und das wichtigste: preiswert. Am nächsten Morgen sträunten wir auf der suche nach einem Frühstück in der Stadt herum, scheiterten am Lesen der Speisekarte 😉 und besuchten dann noch ein super schönes Freilichtmuseum, in dem alte, für die Karpatenregion typische Holzhäuser und Kirchen wiederaufgebaut worden waren.

Karpaten

Am Mittag brachen wir dann in Richtung der Karpaten auf, wollten unterwegs die Familie, bei der wir unterkommen sollten, von unserer Ankunft unterrichten, was prompt am Telefonsystem der Ukraine scheiterte. Woher soll man auch wissen, daß man eine 8 vorwählen muß, um Inlandsgespräche zu führen und am Ende der Fahrt hatten wir wieder dasselbe Problem wie in Ushgorod, die Unterkunft finden. Konrad hatte etwas bei einer Familie in dem kleinen Ort Staischtsche zwischen Kriwopol und Werchowina gebucht. Der Mann hieß bezeichnenderweise Iwan Iwanowitsch, eine Name, den es wohl in der Ukraine wie Sand am Meer gibt. Naja wir schneiten prompt bei der verkehrten Familie rein, die sich dann verwundert die Augen rieben, warum drei deutsche junge Männer ausgerechnet bei ihnen übernachten wollten. Nachdem wir Ihnen die Telefonnumer der richtigen Familie zeigten und sie da anriefen war es geritzt und wir fuhren noch drei Kilometer weiter. Das Haus war herrlich in den Bergen gelegen, das Ehepaar Iwanowitsch war supernett und hat uns reichlich beköstigt. Fließend Wasser bestand darin, daß in ein Behälter über dem Waschbecken Wasser eingefüllt wurde. Geduscht haben wir uns im Bergbach neben dem Haus. Der Mann hatte offenbar einen Faible für Holzarbeiten. Ganz stolz zeigte er uns sein selbstgebautet Billiard, was wir dann auch prompt mit mehr oder weniger Erfolg (es entsprach nicht ganz dem Standard) ausprobierten.
Am folgenden Morgen brachen wir zu einer kleinen Wanderung durch die Umgebung auf. Etwas was wir in den nächsten Tagen noch vermissen sollten, als wir nur noch in Städten waren. Herrlich. Auf dem Bergkipfel wurden wir von einem Unwetter überrascht, konnten uns aber noch in einem Feuerholzschuppen auf einem nahegelegenen Grundstück unterstellen, bis der Besitzer (ein älterer Herr) kam und uns zu sich nach Hause einlud. Er, seine Frau und das Haus waren ein Original, an dem Hausinneren hatte sich seit 100 Jahren nichts verändert. Nach einiger Zeit, in der wir alle nicht wußten was wir machen sollten außer auf das Ende des Regens zu warten – mit Reden war nicht viel – bekamen wir Borschtsch und und super leckeren Wodka vorgesetzt und es kam auch langsam eine bruchtstückhafte Unterhaltung auf Russisch zustande. Er zeigte uns ein deutsch-ukrainisch Wörterbuch aus seiner Schulzeit von 1940. Die Stunde in dem Haus war ein bleibendenes Erlebnis. Als Dank ließen wir eine Schachtel Zigaretten und ein paar Griwna zurück.

Czernowitz

Nach der Wanderung und einer eingehenden Dusche im Bach bei unserer Unterkunft fuhren wir weiter nach Czernowitz durch die Karpaten durch. Die Straßen waren mal gut, mal schlecht, und teilweise nicht mal mehr als Feldwege zu bezeichnen. In Czernowitz holperten wir dann über Europas schlechteste Straßen mit Kopfsteinpflaster so groß wie Mühlsteine zu dem luxuriösesten Hotel unserer ganzen Reise. Wir hatten nichts gebucht, weil wir im Vorfeld der Reise keinen Kontakt herstellen konnten, bekamen aber prompt ein noch bezahlbares Appartement mit zwei Zimmern und Bad mit Doppelbadewanne! Meine nächste Wohnung wird auch eine haben, ganz sicher.
Czernowitz, die ehemalige Hauptstadt der Bukowina, ist klein aber fein. Das Highlight unserers Stadtrundgangs am nächsten Tag war die Universität, ehemaliger Sitz des “Metropoliten der Bukowina” oder auch erzbischöfliche Residenz gennant. Ein schöne parkähnliche Anlage mit einem wunderbar sanierten Gebäuden, welche jetzt die hiesige Universität beherbergen.

Chotyn/Kamjanets-Podilsky

Am Montag ging es mit einem kleinen Umweg über Chotyn und Kamjanets-Podilsky weiter nach Lviv, Lemberg. Konrad, der sich dankenswerterweise hevorragend auf die Reise vorbereitet, einen Großteil der Hotels recherchiert und gebucht und sich auch sonst sehr um den kulturellen Aspekt der Reise gekümmert hatte, fand im Vorfeld eine alte sehenswerte Festung in Chotyn, herrlich am Dnistr gelegen. Kamjanets-Podilsky ist ein sehenswertes, eindrucksvoll am Fluß gelegenes Städtchen, mit viel südländischem Flair, über das der Lonely Planet (unser ständiger Reisebegleiter) in den höchsten Tönen schwärmte.

Lemberg

Nach diesen beiden Zwischenstops fuhren wir nur mit zwei kleinen Unterbrechungen an einer Industrieanlage und einem See zum baden, weiter nach Lemberg. Mit dem Hotel Edward hatten wir eine verhältnismäßig preiswerte sehr zentral gelegene Unterkunft. Lemberg ist schon etwas größer als Czernowitz, steht letzterer aber in Schönheit nichts nach, auch wenn die Stadt überlaufener und und als Eingangstor alle westlicher gelegenen Europäer in die Ukraine auch touristischer ist. Lemberg ist die ehemalige Hauptstadt Galiziens, war lange Zeit polnisch und bis zum 2. Weltkrieg mit polnischen, ukrainischen, deutschen, jüdischen und armenischen Bewohnen sehr multikulturell geprägt. Auch hier war natürlich am Folgetag ein Stadtrundgang angesagt, bevor wie dann am Mittwoch nach Kiew aufbrachen. So schön Lemberg ist, die eindrucksvollste Sehenswürdigkeit für André und mich war der Markt, riesengroß, man bekommt allen Kram und voll von Menschen. Wir haben dort bestimmt drei Stunden zugebracht.

Aufbruch im Wolkenbruch

ostiges Hotel im Osten (Ushgorod)

Museum für Architekur und Kultur der Karpaten in Ushgorod

Museum für Architekur und Kultur der Karpaten in Ushgorod

Auf einer Eisenbahnbrücke in den Karpaten

Dicke Luft selbst im Gebirge

das Haus in den Karpaten

die Wanderung

Steighilfe um über die zahlreichen Koppeln zu kommen